Meine Tochter war bislang eher eine Zweier- als eine Einserschülerin. Vor einigen Wochen jedoch brachte sie eine auffällige Batterie an Spitzennoten mit nach Hause. 15 Punkte in Englisch, 14 in Spanisch und in Geschichte, 13 Punkte in Mathe.
„Und“, fragte ich sie interessiert, „wie lautet dein neues Erfolgsrezept? Was machst du anders als sonst?“
Ich erwartete eine der gängigen Lernstrategien als Antwort: Mit Freund*innen lernen, Mindmaps erstellen, Karteikärtchen schreiben… Doch, weit gefehlt.
„Manifestation.“, antwortete sie mir wie aus der Pistole geschossen.
„Bitte was?“, fragte ich nach und fühlte mich ein bisschen dumm, da ich keine Ahnung hatte wovon sie sprach.
„Manifestation“, erklärte sie mir, „heißt, dass du laut aussprichst, was du dir wünschst. Das machst du dreimal. Und dann gibst du es ans Universum ab.“
Wow, dachte ich, meine Tochter coacht sich selbst. Auch wenn sich meine Klient*innen in meinen Coachings nicht sonderlich häufig ans Universum wenden, so ist zumindest auch hier der erste wichtige Schritt zur gewünschten Veränderung immer der, dass man seinen gewünschten Zielzustand präzise formuliert und laut ausspricht.
„Ich höre meine Worte und staune.“, ist in diesem Zusammenhang ein häufig auftretendes Phänomen, denn oft wissen wir zwar haargenau, was wir nicht wollen, zu selten sprechen wir jedoch klar und deutlich aus, was genau wir anstatt dessen wollen. Tun wir es dann, sind wir erstaunt darüber, was wir wirklich wollen. Doch genau diese Klarheit braucht es, um die nächsten Schritte in die gewünschte Richtung einleiten zu können.
„Manifestation ist eine willentliche Beeinflussung der eigenen Realität.“, „eine bewusst herbeigeführte Veränderung“ oder „zumindest die Vorstellung, dass ich im Fahrersitz meines Lebens sitze und die Möglichkeit habe, meine Realität zu kreieren.“ sagt die Manifestationsexpertin Nicole Bongartz.
Das Konzept gefällt mir. Hier geht es nicht nur einfach darum, auf das Schicksal zu warten, bis sich etwas ändert in unserem Leben. Hier geht es darum, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, eine klare Vision zu formulieren, passende Handlungspläne aufzusetzen, ins Handeln zu geraten und erst dann (aber dann auch wirklich), dem Schicksal seinen Lauf zu lassen und anzunehmen, was kommt.
Ich muss daran denken, dass ich vor etwa anderthalb Jahren mit drei Freundinnen im Park auf einer Picknickdecke saß. Eine der Freundinnen hatte für uns alle Glücksarmbändchen mitgebracht. „Jede bekommt eins“, sagte sie, „aber nur, wenn ihr laut aussprecht, was ihr euch für die Zukunft wünscht.“
Ich hatte damals noch meine Professur für Didaktik an der Goethe-Uni, meine Selbstständigkeit lief nebenher. Ich träumte von einer Professur für Coaching und davon, dass diese sich gut mit meinem Coachingbusiness vereinbaren ließ. Das sollte allerdings auch weiter wachsen. Auch wenn ich grundsätzlich davon überzeugt war (und noch bin), dass man mit Willenskraft, Engagement, Fleiß und offenen Augen viel im Leben erreichen kann, so war (und bin) ich auch Realistin. Mal abgesehen davon, dass es in Deutschland (anders als in den USA), bislang kaum Professuren für Coaching an öffentlichen Universitäten gibt, ist es im Wissenschaftssystem nicht wirklich vorgesehen, seine Fachdisziplin zu wechseln, schon gar nicht ohne Positionsverlust. Ich sprach meinen Wunsch trotzdem laut aus. Ich wünschte mir, dass ich spätestens zwei Jahre später eine Professur für Coaching haben und mein Coachingbusiness so gut laufen würde, dass ich mir meine Klient*innen aussuchen könne.
Ein paar Monate später hatte ich den Mut, nach 25 Jahren Beamtenverhältnis meine Professur zu kündigen, um mich voll auf meine Selbstständigkeit zu konzentrieren.
Ein halbes Jahr später musste ich bereits zahlreiche Neuanfragen ablehnen, da ich vollständig ausgebucht war. In der Forschung wagte ich den turn von der Mehrsprachigkeit zur #Vereinbarkeit, #Stressmanagement und #Resilienz in der #Führung. Und dann war da plötzlich diese eine Stellenanzeige auf academics: Professur für Coaching und Leadership. Genau das, was ich wollte. „Diese Professur möchte ich.“, sagte ich zu mir selbst und malte mir in Gedanken genau aus, wie mein Alltag zukünftig aussehen würde. Ich bewarb mich und wurde zum „Vorsingen“ eingeladen. Jeder, der die komplexen Berufungsverfahren an Universitäten kennt, kann sich vorstellen, wie ich die Wochen bis zur Anhörung verbracht habe: Planen, Prioritäten setzen und die Präsentationen akribisch vorbereiten. Nebenher lief mein Coachingbusiness auf Hochtouren, ich bekam Corona, mein Mann hatte sich das Bein gebrochen, meine Tochter den Finger. Zeit für Netflix, Freunde oder Sport war da nicht mehr. Ganz schön anstrengend fand ich das alles, doch mir war absolut klar, was ich wollte. Das hatte ich ja auf der Picknickdecke schon kundgetan oder, wie ich heute weiß, manifestiert.
Was soll ich sagen, es hat gewirkt. Genau wie bei meiner Tochter.
Zum 1.3. 2023 übernehme ich den Lehrstuhl für #Coaching und #Leadership an der Vinzenz-Palotti-University in Vallendar, einer Universität, die ihr Profil ganz schön verändert hat in den letzten Jahren, dabei ihren grundlegenden Werten aber absolut treu geblieben ist, genauso wie ich. Ich brenne fürs Coaching, ebenso wie für Forschung und Lehre, und ich habe viele Fragen zum Thema Coaching, die ich hoffentlich gemeinsam mit meinen neuen Kolleg*innen in der Psychologie und der Psychotherapie an der VPU, ebenso wie denen aus der Theologie und der Ethikforschung bald beantworten kann.
Was wünsche ich mir nun für 2023?
1. Weiterhin so unglaublich tolle, reflektierte und natürlich zufriedene Kund*innen.
2. Dass die beiden #Masterstudiengänge, die ich leiten werde, ein voller Erfolg werden, weil hier Menschen studieren, die die Welt ein bisschen besser machen möchten, dadurch, dass sie sich für andere Menschen wirklich interessieren, ebenso wie für Evidenz.
3. Dass alle, die diesen langen Post bis zu Ende gelesen haben, nun wissen, was sie tun können, um ihre #Wünsche in #2023 Wirklichkeit werden zu lassen:
Make a wish,
have a plan,
stick to your priorities,
put some effort into your dreams,
and let the universe do the rest.
In diesem Sinne: Was manifestierst du für 2023? 👇🏼
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